Viele Kinder, die bisher beim Kid-Check untersucht wurden, leiden unter deutlichen Haltungsschwächen. Auf Bild 1 ist eine starke Beckenkippung zu sehen, weil Bauch- und Gesäßmuskulatur zu schwach sind. Bild 2 zeigt einen ausgeprägten Rundrücken. Wie auf Bild 3 zu sehen ist, taucht häufiger auch eine seitlich verkrümmte Wirbelsäule (Skoliose) mit Schulter-Tiefstand auf. Sind die hinteren Oberschenkelmuskeln verkürzt (Bild 4), ist die Beweglichkeit eingeschränkt. Das auf Bild 5 sichtbare ausgeprägte Hohlkreuz rührt von zu schwacher und verkürzter Muskulatur her. Bild 6 zeigt eine gute Körperhaltung.


Ohne rechten Halt

Sechs von zehn Kindern fallen durch schlechte Körperhaltung auf

Die Ergebnisse sind Besorgnis erregend: Rund 60 Prozent aller Kinder und Jugendlichen leiden unter Haltungsschwächen. Einem Teil dieser Mädchen und Jungen gelingt es jedoch, eine akzeptable Körperhaltung einzunehmen, wenn sie fachmännisch angeleitet werden und sich dabei per Videokamera auf einem Bildschirm selbst kontrollieren können (Video-Feedback). So sind es letztlich rund 40 Prozent aller Kinder und Jugendlichen, die durch deutliche Haltungsschwächen auffallen. Das bedeutet zum Beispiel hängende Schultern, auffällig nach vorn geneigter Kopf, abstehende Schulterblätter, starkes Hohlkreuz, seitlich verkrümmte Wirbelsäule (Skoliose), aber auch Probleme mit dem Gleichgewicht und der Körper-Koordination. Doch in den meisten Fällen lassen sich die Schwächen durch ein gezieltes Kraft-, Dehnungs- und Motorik-Training beheben.
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Bei Haltungsuntersuchungen fallen sechs von zehn Kindern und Jugendlichen durch ihre schlechte Körperhaltung auf. Einigen Kindern gelingt es, ihre schlechte Haltung zu korrigieren, wenn sie fachmännisch angeleitet werden und sich dabei per Videokamera auf einem Bildschirm beobachten können. Letztlich sind es 40 Prozent der Mädchen und Jungen, die unter einer schlechten Körperhaltung leiden.

Diese Auflistung stammt aus einem Zwischenbericht des „Kid-Check“. Bei dieser Aktion der Universität des Saarlandes und der „Saarbrücker Zeitung“ untersuchen Ärzte und Wissenschaftler seit Oktober 1999 kostenlos Kinder auf Haltungsschwächen und -schäden.

Neben einem orthopädischen Check steht ein biomechanischer Test auf dem Programm, bei dem Experten die Körperhaltung der Kinder mit moderner Videotechnik und eigens entwickelten Computer-Programmen überprüfen. Außerdem testen Sportwissenschaftler das Gleichgewichts- und Koordinations-Vermögen der Kinder.

Mehr als 1600 Jugendliche hat das „Kid-Check“-Team seit 1999 unter die Lupe genommen. Die ernüchternde Bilanz: fünf von zehn Kindern weisen Haltungsschwächen auf, die bei der Hälfte der Teilnehmer deutlich ausgeprägt sind. Etwa 13 Prozent der Kinder haben eine derart schlechte Körperhaltung, dass dauerhafte Haltungsschäden drohen. In den meisten Fällen sind die Ursachen der Fehlhaltungen klar: Die Muskulatur ist zu schwach und in der Regel auch noch schlecht gedehnt. So führen zum Beispiel eine verkürzte Brust- und schwache Bauchmuskulatur dazu, dass sich die Wirbelsäule im Brustbereich verkrümmt.

Die Folge ist ein Rundrücken. Ist die Hüftbeuger-Muskulatur, die das Becken mit dem Oberschenkel verbindet, verkürzt –meist durch regelmäßiges, langes Sitzen –, zieht sie das Becken nach unten. Dadurch bildet sich ein Hohlkreuz. Es gibt aber Kinder, die über eine recht kräftige und gut gedehnte Muskulatur verfügen und trotzdem eine schlechte Körperhaltung haben. Die „Kid-Check“-Studien belegen eindeutig, dass diese Mädchen und Jungen nicht in der Lage sind, ihre Muskeln gezielt zu aktivieren. Ihnen fehlt die Körperwahrnehmung, das Gefühl, ihre Haltung durch Anspannung bewusst zu steuern. Die jungen Testpersonen, die Schwierigkeiten haben, ihre schlechte Körperhaltung zu korrigieren, schneiden in der Regel auch bei den Gleichgewichts- und Koordinationsübungen schlecht ab.

So schafft es ein Drittel der Kinder nicht, mit geschlossenen Augen den Hampelmann zu springen. Arme und Beine geraten durcheinander, rechts und links werden verwechselt.

Die Wissenschaftler des „Kid-Check“ haben sich nicht damit begnügt, nur nach Haltungs- und Koordinations-Schwächen zu suchen. Die Studie legt auch großen Wert darauf, Übungsprogramme zu entwickeln, die geeignet sind, die Kraft-, Dehnungs- und Koordinations-Defizite zu beheben. So haben die Experten der Universität zum Beispiel für eine Gruppe jugendlicher Fußballspieler im Alter von 13 und 14 Jahren ein Programm mit Kraft-, Dehnungs- und Koordinationstraining zusammengestellt. Die Erfolge sind erfreulich: Alle sieben Teilnehmer wiesen schon nach sechs Monaten Training eine deutlich verbesserte Körperhaltung auf.

Ebenso wie Kraft, Geschmeidigkeit und Körpergefühl können auch Gleichgewicht und Koordination durch regelmäßiges Training merklich verbessert werden. Deshalb hat sich der „Kid-Check“ mit dem Landesverband Saarland der Physiotherapeuten/Krankengymnasten verbündet. Dessen Experten sind bei allen Untersuchungen dabei und zeigen den auffälligen Kindern passende Kräftigungs- und Dehnungsübungen.