Beim Kidcheck untersuchen die Experten unter anderem die Beweglichkeit der Gelenke.


Schlechte Körperhaltung durch schlecht gedehnte Muskulatur

Eine verkürzte Muskulatur ist auch bei jungen Sportlern häufig festzustellen. Das kann zu einer schlechten Körperhaltung führen. Bestes Beispiel dafür ist ein Hohlkreuz. Ein regelmäßiges Dehnungstraining ist daher zu empfehlen.

Beim Kid-Check testen die Experten auch, wie gut die Hüft- und Beinmuskulatur der Kinder und Jugendlichen gedehnt ist.
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Gelingt es nicht, bei durchgedrückten Knien mit den Händen den Boden zu berühren, sind vor allem die Muskeln der Oberschenkel-Rückseiten verkürzt.

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Bei den bisherigen Untersuchungen traten deutliche Dehnungsdefizite zutage, vor allem bei den Hüftbeugern, den Muskeln, die das Becken mit den vorderen oberen Oberschenkeln verbinden.

In einer Gruppe, in der alle Kinder einem Sportverein angehörten, fanden die Wissenschaftler bei 38,5 Prozent der getesteten Sportler eine Verkürzung der Hüftbeuger (Musculus iliopsoas). Diese Muskulatur ist besonders wichtig für die Körperhaltung, weil sie in verkürztem Zustand das Becken nach vorne zieht und dadurch die Bildung eines Hohlkreuzes begünstigt.

Die Hüftstrecker an der Oberschenkelrückseite (Ischiocrurale Muskelgruppe) wiesen in sechs Prozent der beobachteten Fälle eine deutliche, in 35 Prozent eine leichte Verkürzung auf. Lediglich Brustmuskel (Pectoralis major), Oberschenkelvorderseite (Rectus femoris) und Wadenmuskel (Gastrocnemius) waren selten verkürzt.

Eine verkürzte Muskulatur führt zu folgenden Problemen:
1. Die Beweglichkeit der Gelenke wird eingeschränkt. Dadurch können viele sportliche Bewegungen nicht mehr optimal durchgeführt werden.
2. Es kommt leichter zu Fehlhaltungen. Der verkürzte Hüftbeuger steht im Verdacht, eine Vorkippung des Beckens und damit eine Hohlkreuzbildung zu begünstigen.

Ursachen der Muskelverkürzung:
1. Schnelles Wachstum: In den Wachstumsphasen während der Pubertät nimmt die Knochenlänge schnell zu. Die Muskulatur verlängert sich nicht in gleichem Maße, so dass die Muskeln verkürzt erscheinen.
2. Wenig Bewegung: Jugendliche sitzen viel und lang. In der „klassischen“ Sitzposition ist die Hüftbeugemuskulatur durch die angewinkelten Beine in einer „verkürzten“ Position. Dadurch – so die Theorie – nimmt die Muskelgeschmeidigkeit ab.

Der Zusammenhang zwischen Muskelverkürzung und Haltungsschwäche ist leider nicht so klar und deutlich, wie vielfach in der medizinischen Literatur behauptet wird.

In unseren statistischen Analysen konnte beispielsweise kein direkter Zusammenhang zwischen Beckenkippung (mit Hohlkreuzbildung) und Verkürzung der Hüftbeugemuskulatur belegt werden. Doch darf daraus nicht geschlossen werden, dass diese Muskelgruppe nicht wichtig für die Haltung ist.

In unseren weiteren Darstellungen zeigen wir, dass sich die Körperhaltung durch das Zusammenspiel vieler Faktoren ändert. Dadurch kann dann im Einzelfall auch ein verkürzter Muskel das „i-Tüpfelchen“ bei der Ausbildung einer Fehlhaltung sein.

PDF-Download:
"Haltungsschwächen bei Kinder und Jugendlichen - Eine interdisziplinäre Betrachtung"